Jonas Walzberg für Bertini-Preis e.V.

Building Bridges

BERTINI-Preis 2024 · Niendorfer Sport und Turnverein (NTSV)

Die Spieler der U18-Basketballmannschaft „Wildcats“ des Niendorfer Sport und Turnvereins (NTSV) wollten ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Rassismus setzen. Zu ihrem selbst organisierten Basketballturnier luden sie Flüchtlingskinder ein, und beteiligten sie einen Tag lang an ihrem Sport und ihrer Gemeinschaft

„Allein bin ich gut, aber gemeinsam sind wird großartig“, so lautet das Motto der U18- Basketballmannschaft „Wildcats“ des Niendorfer Sport und Turnvereins (NTSV). Mit diesem Motto überwand die kleine, zunächst kaum bekannte Mannschaft einige Hürden und wurde ein erfolgreiches Team über Hamburgs Grenzen hinaus. Ihre gute Erfahrung von Zusammenhalt und Gemeinschaft wollte die Mannschaft auch an andere weitergeben, sie dabei unterstützen, in der Gesellschaft Fuß zu fassen. Und so lud das Team, das jedes Jahr ein „Building Bridges“ Turnier mit Gästen organisiert, 2024 erstmals geflüchtete Kinder und Jugendliche zum Mitspielen ein.

„Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, neue Kontakte und Freundschaften zu knüpfen, wenn man in ein fremdes Land kommt. Durch den Basketball haben wir zusammengefunden, das wollten wir auch anderen ermöglichen“, sagt Luay Bambur (17).  
Die Mannschaft, die von Trainerin Nyaradzai Ngwerume vor mehr als zehn Jahren quasi aus dem Nichts aufgebaut wurde, besteht aus Spielern mit vielen verschiedenen Nationalitäten. „Bei uns spielen Jungs, deren Familien aus Bosnien, Brasilien, Iran, Türkei, Iran, Nigeria, Deutschland oder Schweden kommen“, sagt Spieler Edwin Ngwerume (18), Gymnasiast und Sohn der Trainerin. Sie alle eine der Spaß am Basketball. „Auf dem Platz zählt nicht deine Herkunft oder deine Hautfarbe, sondern allein das Spiel“, sagt Edwin.


Jonas Walzberg für Bertini-Preis e.V.

Seine Mutter, Trainerin Nyaradzai Ngwerume, die alle nur Coach 25 nennen, ist in Zimbabwe geboren und spielte dort in der Nationalmannschaft. Nachdem sie in Hamburg die Mannschaft „Wildcats“ gegründet hatte, war sie lange auf der Suche nach einer geeigneten Halle. Inzwischen trainiert sie die Spieler in verschiedenen Altersklassen von 12 bis 18 Jahren auf der Sportanlage am Gymnasium Ohmoor. Sie gewannen wichtige Turniere, durfte aber nicht an alle Turnieren des Basketballverbandes teilnehmen, „weil wir zu klein sind“, sagt die Trainerin. So nahmen die jungen Basketballer ihr Geschick selbst in die Hand, organisierten jedes Jahr ein „Building Bridges“ Turnier und luden dazu andere kleine Vereine und Mannschaften ein. Sie wollten auf sich aufmerksam machen und Brücken zu anderen jungen Spielern und Interessierten aufbauen.


Jonas Walzberg für Bertini-Preis e.V.
Jonas Walzberg für Bertini-Preis e.V.

Weil sich die Basketballmannschaft durch ihre Erfolge mittlerweile einen Namen gemacht hat, beschloss das U18-Team beim Building Bridge Turnier 2024 den Fokus auf andere zu setzen, die in der Gesellschaft kaum gesehen werden: auf Geflüchtete. „Über verschiedene Lehrer,  die Flüchtlingskinder unterrichten, konnten wir unsere Einladung zum Turnier aussprechen“, sagt Edwin. Die Gäste sollten beim Turnier mit befreundeten Basketballmannschaften mitspielen dürfen. Aus der eigenen Mannschaft hatten die Jugendlichen neben Schiedsrichtern auch Trainer aufgestellt, die jungen Coaches führten die Gäste, die Lust dazu hatten, ins Basketballspielen ein. Es gab aber auch „Gruppenspiele mit Spaßfaktor“, bei denen alle mitmachen konnten sowie Preise und kleine Geschenke. Für das Angebot an Essen und Getränken hatten die Jugendlichen zuvor umliegende Supermärkte abgeklappert und nach Spenden gefragt. „Wir haben tatsächlich tolle Spenden an Lebensmittel und Getränken erhalten“, sagt Elyas Saghiri (18). Auch Eltern engagierten sich mit selbstgebackenem Kuchen.


Das „Bulding Bridge“ Turnier wurde schließlich am 6. Juli 2014 auf dem Sportgelände am Gymnasium Ohmoor mit großem Erfolg ausgerichtet. „Es war ein warmer Sommertag und alle hatten sichtbar viel Spaß“, sagt Edwin. Ziel war auch, dass die Kinder und Jugendlichen, von denen die meisten in Flüchtlingsunterkünften wohnen, neue Kontakte knüpfen können. Kommuniziert wurde, wie bei den Wildcats oft üblich, auf englisch. „Ob Freundschaften entstanden sind, konnten wir natürlich nicht nachprüfen, aber das Verständnis hat geklappt und es gab auch einige offene Gespräche. Vor allem konnten wir mit dem Nachmittag gute Erinnerungen für die Gäste schaffen“, sagt Elyas. Sein Vater kam als Flüchtling aus dem Iran, er selbst wuchs in Deutschland auf, aber „mit der Integration ist es hier schwierig, es braucht einige Zeit, bis man hier Freunde findet“, sagt er. Das bestätigt auch Ahmad Ahmadi (18), der als Kind aus dem Iran nach Deutschland kam. „Es ist schwer Vertrauen in einem fremden Land zu fassen, ich habe es durch das Basketballspielen gefunden, denn der Sport erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl“, sagt Ahmad.

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Mit dem Turnier, das Brücken bauen soll, wollten die Jugendlichen bei ihren jungen Gästen auch Vertrauen wecken. Ahmad: „Wir haben erkannt, was für ein Glück und Privileg wir haben, jeden Tag gemeinsam Basketball spielen zu können, wir wollten etwas von diesem Glück an andere weitergeben.“ Zum Ende der Veranstaltung waren die Jugendlichen stolz darauf, was sie mit diesem Nachmittag geschaffen haben, „Wir haben in fröhliche Gesichter der Kinder und Jugendlichen schauen können, das war für uns ein gutes Gefühl“, sagt Luay. Dass sie nicht nur etwas bewegen konnten, sondern für ihre Engagement auch noch den Bertinipreis gewonnen haben, „das hat uns besonders gefreut und wir empfinden es als Ehre und Ansporn, um uns weiter zu engagieren“, sagt Ahmad.


Jonas Walzberg für Bertini-Preis e.V.

„Wir haben in fröhliche Gesichter der Kinder und Jugendlichen schauen können, das war für uns ein gutes Gefühl“

Luay Bambur (17), Spieler der U18-Basketballmannschaft


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