Es begegnet ihnen im Alltag immer wieder: Unverständnis oder diskriminierende Beschimpfungen. Doch die Mitglieder der GaySB, einer queeren AG der Stadtteilschule Bergedorf bleiben nicht stumm, sondern wenden sich mit verschiedenen Aktionen gegen die bewussten und unbewussten Formen von Ausgrenzung. So haben sieben Schüler*innen der AG einen Film gedreht, der zur Akzeptanz und Mitmenschlichkeit aufruft. Und das auf ganz unbefangene und verständliche Weise.
In dem etwa dreiminütigen Video mit dem Titel „Support your local queers“ kommt der Schüler einer anderen Schule mit der queeren Gruppe der Stadteilschule Bergedorf ins Gespräch. Der Schüler, der sich selbst als heterosexuell bezeichnet, erfährt von den queeren Jugendlichen wofür die Regenbogenflagge steht, warum sie sich für eine Unisex-Toilette an der Schule eingesetzt haben und warum es für sie so wichtig ist, die genderneutrale Sprache zu nutzen. „Mit der Verwendung des Gendersternchens fühlen sich auch die Menschen angesprochen, die sich nicht als männlich oder weiblich identifizieren“, heißt es in dem Film. Ganz unproblematisch beantworten die Jugendlichen die Fragen des Schülers, sie ermutigen ihn sogar dazu, Fragen zu stellen. Fragen seien völlig okay und helfen dabei, queere Menschen mit unterschiedlicher sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität nicht allesamt in eine Schublade zu stecken. So votieren die Darsteller*innen gegen Vorurteile und für Offenheit und ermutigen den Schüler, sich an seiner Schule ebenfalls mit einer Gruppe gegen Ausgrenzung zu engagieren. Zum Ende gehen schließlich alle zusammen Fußball spielen.
„Wir wollten das Thema nicht so negativ darstellen, sondern ein friedliches Bild zeigen und unsere positiven Erfahrungen vermitteln. Denn die gibt es auch, wenn sich andere für unsere Themen interessieren“, sagt Samira Schön (16). So zeigt eine Szene Jugendliche, die ganz selbstverständlich mit der Regenbogenflagge über den Schulhof gehen oder einen Jungen in einem Rock gekleidet, der keine blöden Sprüche, sondern Komplimente von den Mitschüler*innen erntet. „Die Regenbogenflagge repräsentiert die queere Community, aber sie ist auch ein Symbol für Akzeptanz unter allen Menschen“, sagt Hana Majid (13).
Die AG entstand vor drei Jahren auf das Betreiben einiger Schüler*innen, die auf die Lehrkraft Hannah Heinrichs zukamen. Später kamen auch die beiden Lehrkräfte Karolin Späth und Lara Steinike-Kuhn hinzu. „Besonders in der Schule ist es schwer sich zu outen, und so bieten wir mit der Gruppe einen sicheren Ort, wo man sich austauschen kann und nicht allein ist“, sagt Karolin Späth. Es sei aber auch wichtig, „dass wir uns zeigen und darüber informieren, dass es uns als queere Personen gibt“, sagt Lara Steinike-Kuhn. Für ihre Sichtbarkeit sorgt die Gruppe mit verschiedenen Aktionen. So richteten sie etwa am Tag der offenen Tür der Schule einen Stand mit Informationen und Gesprächsmöglichkeiten ein. „Viele Eltern haben das gern angenommen und waren auch erfreut, dass es mittlerweile einiges an Literatur zu dem Thema gibt“, sagt Karolin Späth. Solchen Aufklärungsaktivitäten seien ein gutes Mittel gegen Diskriminierung, so die Lehrkraft. Doch an die Öffentlichkeit zu treten erfordert auch immer wieder Mut.
„Wir stoßen manchmal auf Ablehnung, aber wir werden auch unterstützt“
„Wir stoßen manchmal auf Ablehnung, aber wir werden auch unterstützt“, sagt Jamila Ait Hamou (16). Ein Erfolg war etwa, dass die Schule dank des Engagements der Gruppe eine Unisex-Toilette einrichtete, also einer Toilette für alle Geschlechter. „Wir hatten in unserer Gruppe eine Transperson, für die die Entscheidung, ob sie die Toilette für Frauen oder Männer benutzen sollte, ein großes Problem war. Denn sowohl bei der Männer- als auch bei der Frauentoilette wurde ihr von anderen Mitschüler*innen unterstellt, dass sie nicht die richtige Toilette gewählt hat“, sagt Samira.
Ihr Video, dass die Gruppe in einem Workshop des Projektes „Klappe auf! Für Demokratie und Kinderrechte“ des Landesverband Kinder- und Jugendfilm Berlin e.V. (kijufi) drehte, zeigte die Gruppe auch auf ihrem ersten „Diversity Day“, dem Tag der Vielfalt im Mai 2022. „Wir haben den Tag für die 9. Jahrgänge unserer Schule mit verschiedenen Angeboten wie Workshops oder einer Ausstellung mit Comics zum Thema „Diversität“ gestaltet“, sagt Samira. In diesem Rahmen kam der Film gut an. Das ist nicht immer so. „Ich habe auch kritische Töne in einer Klasse gehört und manchen ist das Thema eher unangenehm“, sagt Lucie Glomb (17). Umso wichtiger sei es, mit Vorurteilen aufzuräumen und sich für ein gleichberechtigtes Miteinander einzusetzen. „Denn dass man Menschen so akzeptiert wie sie sind und respektvoll miteinander umgeht, das ist für alle wichtig“, betont Samira Schön.