Ein Mahnmal zum langen Schweigen über das ehemalige KZ Neuengamme; Gedenkrundgänge mit Lichtprojektionen, die an die Opfer der NS-Verfolgung erinnern; ein Video, das sich gegen die Ausgrenzung von queeren Menschen wendet und eine Theatrale Performance zu dem Bild einer verfolgten jüdischen Künstlerin – in vier Projekten hatten insgesamt 43 Schülerinnen und Schüler Spuren dunkler Geschichte lebendig gemacht, einen Bezug zur Gegenwart hergestellt und sich gegen Diskriminierung und Rassismus gewendet. Dafür wurden sie mit dem Bertini-Preis 2022 ausgezeichnet. Am 27. Januar, dem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus nahmen sie die Auszeichnung bei einer festlichen Veranstaltung mit Festreden, Kurzfilmen und Musik im Ernst-Deutsch-Theater entgegen.
Sehr geehrte Präsidentin der Bürgerschaft,
liebe Carola Veit,
sehr geehrter Vizepräsident der Bürgerschaft,
lieber Frank Schmitt,
sehr geehrter Herr Senator, lieber Ties Rabe,
sehr geehrte Abgeordnete der Bürgerschaft,
liebe Peggy Parnass, liebe Marina Jakob,
liebe Schüler*innen, liebe Lehrer*innen,
liebe Freund*innen und Fördernde des BERTINI-Preises,
ich möchte Sie im Namen des Ernst Deutsch Theaters und des Bertini-Preis e.V. ganz besonders herzlich zur 25. Preisverleihung willkommen heißen.
Mit mir auf der Bühne ist die Gebärdensprachdolmetscherin Celine Sawkins und ich freue mich sehr, dass sie gemeinsam mit Christina Müller diese Preisverleihung übersetzen wird.
Wenn wir heute 25 Jahre BERTINI-Preis feiern, dann möchte ich zuallererst den Mann würdigen, der die Idee zu diesem Preis hatte, lange für diese Idee gekämpft hat und 2015 dafür mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden ist: der Pädagoge Michael Magunna. Leider kann er aus gesundheitlichen Gründen nicht hier sein, aber er freut sich darüber, dass wir heute dieses schöne Jubiläum feiern und dass wir an ihn denken. Lieber Michael, wir verneigen uns vor dir und danken dir von ganzem Herzen.
Sehr geehrte Frau Vértes-Schütter,
liebe Isabella,
sehr geehrte Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft Carola Veit, liebe Carola,
verehrte Mitlieder der Hamburgischen Bürgerschaft,
verehrte Mitglieder des konsularischen Korps,
liebe Freunde und Gäste des BERTINI-Preises
und ganz besonders: liebe Preisträgerinnen und Preisträger!
Erinnern, wenn andere vergessen.
Das ist eines von fünf Leitmotiven des BERTINI-Preises. Deshalb erinnern auch Hamburgs Schulen in vielfältiger Weise an die Schrecken der Nazizeit:
Die „Ilse-Löwenstein-Schule“ hier um die Ecke wurde nach einem jüdischen Mädchen benannt, das direkt in der Nachbarschaft wohnte und im Jahre 1941 mit 17 Jahren von den Nazis nach Minsk deportiert und ermordet wurde.
Die „Geschwister-Scholl-Schule“ in Osdorf erinnert an Hans und Sophie Scholl, die 1943 mit Flugblättern in der Münchner Universität gegen die Unmenschlichkeit des Nazi-Regimes protestierten und deshalb grausam ermordet wurden.
Oder die „Irena-Sendler-Schule“ in Wellingsbüttel: Sie erinnert an eine polnische Sozialarbeiterin und Krankenschwester, die in permanenter Lebensgefahr Kinder aus dem Warschauer Ghetto herausschmuggelte und so vor dem sicheren Tod rettete. Sie wurde dafür verhaftet, gefoltert und zum Tode verurteilt – aber durch eine Bestechung der Gefängniswärter kurz vor ihrer Hinrichtung befreit.
Liebe Isabella Vértes-Schütter,
sehr geehrter Herr Schulsenator,
liebe Preisträger*innen,
liebe Schüler*innen und Lehrkräfte,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
jetzt haben Sie und habt ihr schon zwei Reden gehört und einen Film und eine Band gesehen und die Preise sind immer noch nicht verteilt. Ich werde mich also lieber etwas kurzfassen, aber ein bisschen Festrede soll ja schon sein.
Der BERTINI-Wettbewerb hat ja eine großartige Tradition etabliert: Seit 25 Jahren werden junge Menschen in Hamburg ermutigt, sich einzubringen, nachzuhaken und gegen Rassismus in der Gesellschaft aufzustehen. Der Preis ist eine besondere Auszeichnung, die an euer Engagement, die Visionen und den Mut appelliert.
Vor dem Erinnern an die nationalsozialistische Vergangenheit unserer Stadt und unseres Landes steht ja oft erstmal ein großes „WHY?“. Wozu?
Es geht darum, Anknüpfungspunkte und Fragestellungen zu Themen und Schicksalen aus der NS-Zeit zu finden, die Geschichte mit der Gegenwart in Verbindung zu setzen.
Vielen, vielen Teilnehmenden des BERTINI-Preises ist es dann immer wieder gelungen, in ihren Projekten Verbindungen zwischen dem, was war und dem, was sein sollte herzustellen.
Denn es soll nie wieder so sein, wie es damals war.
Nie wieder!
Ihr, liebe Schüler*innen, hinterlasst ganz im Ernst Spuren, ihr baut Brücken in die Gegenwart, ihr öffnet Türen, ihr reißt Mauern ein und erweckt Geschichte zum Leben,
ihr schafft so Räume:
Junge Menschen haben so in den vergangenen Jahrzehnten viele wichtige Spuren im Stadtbild Hamburgs hinterlassen und dafür BERTINI-Preise bekommen: viele Film- und Zeitzeugenprojekte haben an Schulen Erinnerungen lebendig gehalten und Verständnis geweckt.
Am 27. Januar wurde zum 25. Mal der Bertini-Preis an junge couragierte Menschen verliehen. 43 Schülerinnen und Schüler hatten sich in vier Projekten gegen das Vergessen der NS-Verbrechen und die Ausgrenzung von Menschen eingesetzt. In einer festlichen Veranstaltung im Ernst-Deutsch-Theater nahmen die Jugendlichen ihre Auszeichnungen entgegen.